Die Haushaltskonsolidierung, zahlreiche Bauvorhaben sowie der Fachkräftemangel, der auch die Verwaltung trifft – das sind derzeit wichtige Themen für Halstenbek. Nachdem sich jüngst Bürgermeister Claudius von Rüden (SPD) im Interview mit shz.de dazu geäußert hatte, wie er die Herausforderungen angehen möchte, betont nun Jan Krohn (CDU) im Gespräch, welche Schwerpunkte er legen würde. Beide treten bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag (30. Oktober) gegeneinander an.

Frage: Sie sind Ur-Halstenbeker, was genießen Sie besonders an Ihrer Heimat?

Halstenbek liegt mir einfach am Herzen. Ich bin hier aufgewachsen, habe meinen Freundeskreis, meinen Sport, meine Tradition hier, bin sehr vernetzt. Ich genieße es, dass wir viel Natur haben, in der man sich weitläufig bewegen und auch zur Ruhe kommen kann.

Kann Halstenbek auf Dauer Baumschulgemeinde bleiben?

Halstenbek ist in einem gewissen Wandel. Wir hatten früher weit über 100 Baumschulen, darunter sehr viele kleine Betriebe, die auf ihren Hausgrundstücken ein paar Pflanzen angezogen haben. Heute sind es noch fünf größere Baumschulen. Die Flächen werden aber größtenteils weiterhin landwirtschaftlich genutzt. In den letzten Jahren gab es, ausgenommen der geplanten Greve-Fläche und einer am Verbindungsweg, wenige Flächen, die in die Wohnbebauung gegangen sind.

Beim Klimatalk schlugen Sie vor, freie Flächen eventuell zur Energiegewinnung zu nutzen.

Ja, das kann tatsächlich eine Lösung sein. Wir möchten – das ist ein einstimmiger Beschluss aus der Politik – Klimaneutralität erreichen. Das geht nicht, indem wir ausschließlich Ökostrom aus zum Beispiel Österreich kaufen. Wir müssen zusätzlich versuchen, unseren eigenen Strom zu erzeugen. Dazu gehört die Bestückung der gemeindlichen Dächer mit Solar durch die Solarinitiative – und auch über Flächensolaranlagen nachzudenken. Wir haben entsprechende Grundstücke in Halstenbek, die im Besitz der Gemeindewerke (GWH) sind. Eine andere Variante wäre, in Zusammenarbeit mit den GWH und den Landwirtschaftsbetrieben über eine Biogasanlage nachzudenken, um auch unsere Blockheizkraftwerke in Zukunft weiter mit Gas versorgen zu können.

Wie schnell ließe sich das umsetzen?

Bei Flächensolar ist zurzeit die größte Hürde die Materialbeschaffung, denn die Solarpanels sind weltweit sehr gefragt – die Energiekrise betrifft ja auch die ganze Welt. Ein Investor hat schon 2019 für eine Fläche in Krupunder einen Antrag gestellt hat, um dort Solar aufzubauen. Leider wartet er seit zweieinhalb Jahren auf das Go aus dem Rathaus. Andernfalls hätten wir schon eine spürbare Kostensenkung der Strompreise. Es ist sehr schade, dass das bisher nicht in die Wege geleitet wurde.

Woran liegt das?

Es gibt personelle Probleme im Rathaus. Überdurchschnittlich viele Leitungspositionen sind seit langer Zeit nicht besetzt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus sind wirklich gut und voll motiviert, aber komplett überlastet. So kommt es, dass viele wichtige Projekte, die Halstenbeks Politik zum großen Teil sogar einstimmig beschlossen hat, brach liegen. Die besten Beschlüsse nutzen nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden. Einer der Gründe, warum ich als CDU-Mann auch von den Grünen und der FDP unterstützt werde. Wir möchten gemeinsam erreichen, dass die gefassten Beschlüsse schnellstmöglich angegangen werden, andernfalls bekommt Halstenbek massive strukturelle und finanzielle Probleme.

Wie kann man das lösen?

Zuerst müssen wir die vakanten Führungspositionen im Rathaus nachbesetzen, was schon aufgrund des Arbeitnehmermarktes nicht leicht wird. Der Umgang auf Augenhöhe und die Würdigung der Arbeitsleistung sind entscheidend; zudem ist immer mehr Bewerbern die persönliche Work-Life-Balance wichtig. Wir werden es nicht schaffen, die gewaltigen Aufgaben, vor denen Halstenbek steht, ohne unsere guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bewältigen. Das betrifft nicht nur den Klima- und Energiebereich, sondern auch die Mobilitätsprobleme und insbesondere unsere Hochbauprojekte. So zum Beispiel die 2019 beschlossene Kita Ostereschweg, den Neubau der Sporthalle Bickbargen, die Umstellung des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums von G8 auf G9 bis 2026 und die Erweiterung der Schule an der Bek. Halstenbek ist eine Gemeinde die permanent wächst, es ziehen insbesondere Familien mit Kindern zu uns, was für mich ein sehr gutes Zeichen ist, aber auch Infrastrukturausgaben mit sich bringt.

Wie kommt Halstenbek bei all dem, was finanziert werden muss, aus den roten Zahlen?

Halstenbek hat sich in der Vergangenheit schon immer mehr aus der Einkommenssteuer refinanziert. Wenn man dann sieht, wie viel Gewerbesteuer Nachbargemeinden generieren, merkt man, dass es nicht unmöglich ist, unser Haushaltsdefizit aufzuheben. Wir müssen zum einen dringend das Greve-Projekt verwirklichen. Ein Prüfauftrag für ein weiteres Gewerbegebiet liegt seit 2021 im Rathaus vor. Darüber steht aber der politische Konsens, dass der grüne Charakter Halstenbeks erhalten bleiben soll. Gewerbesteuer wird zum Beispiel auch aus Flächensolar erzielt; durch eine innovative Aufstellung der Gemeinde, ziehen wir zudem Unternehmen an, die sich mit ihrem Portfolio bewusst für eine umwelt- und zukunftsorientierte Kommune entscheiden. Es gibt viele gute Konzepte. Wir müssen sie nur endlich anpacken.